Die alte INTERFLUG im www Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG |
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21.05.2017 |
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Am 01.12.1977 begann ich offiziell mein Arbeitsverhältnis mit Interflug, nachdem ich dreieinhalb Jahre eine Ausbildung als Flugzeugführer bei der Nationalen Volksarmee absolviert hatte. Der Vertrag wurde aber schon im Juni 1977 unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch Offiziersschüler bei den Luftstreitkräften. Mir wurde bei den Vertragsgesprächen angeboten, begrenzt für ein Jahr, als Navigator in Ausbildung auf der IL-18 zu fliegen um besser mit den Gepflogenheiten beim Fliegen in internationalen Luftstraßen und dem englischen Sprechverkehr klarzukommen. Im Dezember 1977 erfolgten allgemeine Einweisungen über, z.B. das Streckennetz der Interflug, allgemeine Vorschriften und Verhaltensweisen etc. Natürlich habe ich zu diesem Zeitpunkt auch eine entsprechende Uniform und andere Ausrüstungsgegenstände erhalten. |
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Leider habe ich für diesen Zeitraum, keine entsprechenden Dokumente mehr gefunden (bis jetzt). Ich absolvierte als Navigator in Ausbildung bis zum Oktober 1978 ca. 230 Stunden. Am 11.10.1978 sollte mein Zulassungsflug als Navigator stattfinden. Geplant war ein Flug von Berlin-Schönefeld nach Budapest und zurück. An dem Tag erhielt ich die Nachricht direkt vor dem Flug, dass es kein Checkflug geben wird und der geplante Flug ein weiterer Ausbildungsflug werden wird. Auf meine Nachfrage warum der Check gestrichen wurde, erhielt ich nur die lapidare Antwort „Du wechselst zu TU-134 Staffel“. Nach einem Jahr als Navigator in Ausbildung auf der IL-18, musste ich nun unfreiwillig und betriebsbedingt, auf die TU-134 wechseln. Es folgte ein weiteres Jahr als Navigator in Ausbildung. Was auch ein entsprechender finanzieller Verlust für mich darstellte. Aus dem Jahr 1978 / 1979 habe ich das Programm für die Typenumschulung auf die TU-134 und den entsprechenden Trainingsauftrag dazu gefunden. |
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Abschluss der Ausbildung 1979 |
Fliegerische Jahreüberprüfung 1979 |
Theoretische Jahresüberprüfung 1979 |
17.12.1986 Auswertung eines Fluges durch die objektive Kontrolle des Flugbetriebes |
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09.02.2017 |
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Titel: Programm der Streckenschulung 2. Flugzeugführer TU-134(A) |
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Das vorliegende Ausbildungs-Programm für die Streckenschulung aus meinem Fundus stammt aus dem Jahre 1976. Nach erfolgreichem Abschluss des Platztrainings ging es dann in die sogenannte Streckenschulung. Für diese Streckenschulung hielt der stellv. Staffelleiter für Ausbildung für jeden Schüler (trainee) einen A5 Klemmfolder mit verschieden theoretischen Fragestellungen zum Flugzeug bereit, die jeweils vor den Flügen vom Schüler ausgearbeitet werden mussten. Während des Linienfluges sollten dann diese Themen mit dem Kapitän durchgesprochen und Unklarheiten ausgeräumt werden, sowie praktische Hinweise gegeben werden. Meinen Prüfungsflug absolvierte ich dann nach 3 ½ Monaten wieder bei Flugkapitän Krüger am 01.07.1976 mit der DM-SCI nach Budapest und zurück nach Berlin. Dabei musste ein Flug als fliegender Pilot (PF) und ein Flug als nicht fliegender Pilot (PNF), der dem Piloten zuarbeitet, ihn auch überwacht und den Flugfunksprechverkehr durchführt, absolviert werden. Auf der TU-134(A), die bei der INTERFLUG mit einer 3-Mann-Crew geflogen wurden, hatte der 2. Flugzeugführer (Copilot) zugleich die Aufgabe des „technischen Verantwortlichen“ inne. Bei Aeroflot gab es dafür extra einen Bordingenieur. Der Copilot überwachte auch die Betankung und die gesamte Bodenabfertigung, was nicht immer optimal für die Vorbereitung im Cockpit war. Insgesamt war die Umschulung (Type Rating Course) auf einen anderen Flugzeugtyp bei der INTERFLUG sehr umfangreich und gründlich. |
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Titel: "Aerodynamik" für TU-134(A) als Lehrschrift |
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Über einen heute üblichen Type Rating Course geht diese Schrift weit hinaus. Zur Einführung und Wiederholung findet man auf den ersten Seiten zunächst etwas ATPL Wissen zur Aerodynamik bevor es dann in die Details für die TU-134(A) geht, was sehr detailliert auch bis in den Bereich W&B und Flugmechanik führt. Diese Tiefe der Wissensvermittlung war damals bei der INTERFLUG durchaus üblich und eine Umschulung dauerte mit Platz- und Line Training locker mal ein halbes Jahr. Das kann sich heute kaum eine Airline leisten. Auch auf anderen Gebieten wurden enorme Mengen an Details vermittelt. Ob das immer wirklich nötig und zweckdienlich war, bleibt fraglich. Viel „nice to know“ von heute war bei INTERFLUG „need to know“ wollte man die Checkflüge und die Jahresüberprüfungen überstehen. Fraglos folgte man hier auch weitgehend dem sowjetischen Vorbild, Klaus Petzold bei seinem Manuskript vor allem den detailreichen Büchern von T.I. Ligum zur Aerodynamik der TU-134 (siehe Bookpage). Flugkapitän Petzold hatte in seiner Eigenschaft als Leiter der Gruppe Flugbetriebsdokumentation im Bereich Flugtechnologie des BT Flugbetriebes des Verkehrsfluges selbst höchst persönlich viele Begegnungen und zahlreichen Schriftverkehr mit dem Chefkonstrukteur des OKB Tupolew, Herrn Seljakow, welcher den Änderungswünschen der Interflug wohl nicht immer aufgeschlossen gegenüber stand. Diese INTERFLUG-Wünsche waren im Laufe der Jahre zahlreich und entstanden zum Teil aus dem Harmonisierungswunsch des Flugbetriebes, denn inzwischen gab es drei Varianten der TU-134 im täglichen Einsatz bei INTERFLUG, welche zum Teil gravierende Besonderheiten aufwiesen. Sie wurden bei INTERFLUG intern mit N, AN und A bezeichnet. Eigens dafür wurde eine Cockpit-Kommission ins Leben gerufen, um den Betrieb zu vereinheitlichen. Kurzgefasst könnte man die verschiedenen Varianten so charakterisieren:
Bei der A-Variante saß der Navigator zwischen den Schuhen der Piloten in der Mitte, bei der N und AN dagegen in der Glasnase, den sogenannten „Keller“. Die mathematisch-physikalische Abhandlung und auch die verwendeten Formelzeichen des Manuskriptes mögen heute teilweise etwas fremd erscheinen, aber das war im Jahre 1969, sollte man nicht vergessen. Oft ist es eine Mischung aus alter deutscher Schreibweise, teils TGL der DDR, teils mit sowjetischem Einfluss, denn die Originalliteratur zu unseren Flugzeugen war bis 1989 ausschließlich in Russisch verfasst und wurde dann teils aufwendig ins Deutsche übersetzt. Leider enthält das Manuskript keine Liste der Symbole und Abkürzungen, aber es ist ja auch kein Lehrbuch im eigentlichen Sinne und war nicht für Einsteiger gedacht gewesen. Flugkapitän Petzold hat sich neben anderen Kollegen um die Flugbetriebsdokumentation unter den sicherlich nicht immer einfachen Produktionsbedingungen hochgradig verdient gemacht. Hätte es ihn nicht gegeben, hätte man ihn erfinden müssen. Die Aerodynamik der TU-134 wird ein unsterbliches Werk für alle ehemaligen TU-Piloten bleiben. Gerd Ritter |
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